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Dies ist ein Forum für Frauen ab 18 Jahren mit Essstörungen wie Magersucht, Bulimie, Binge Eating oder Ednos. Wir bieten einen geschützten Rahmen, in dem Betroffene Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe und Motivation finden können. Außerdem ist in unserem öffentlichen Diskussionsbereich jeder willkommen, der seine Meinung rund um das Thema Essstörung äußern möchte!
RE: Ein Leben ohne Essstörung - möglich/unmöglich?
Hallo Felia,
ich finde es gar nicht so einfach, das zu beantworten. Ich bezeichne meine "Beziehung" zur ES gerne als Hassliebe. Ich weiß, was sie aus einem machen kann, habe durch die mangelhafte Ernährung körperliche Beschwerden gehabt, mich isoliert, gelogen, vertuscht usw. Und ich war immer mal an dem Punkt, an dem ich mir dachte: "Ich will das nicht mehr!" Aber schlussendlich ist sie schon sehr lange Teil des Lebens und ist eben auch "da", wenn alles andere wegbricht.
Ein Leben ohne die ES kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Ich war all die Jahre immer irgendwie besessen von Essen, sei es im Hinblick auf Gewichtsabnahme oder bspw. auch gesünder essen - wobei ich fest davon überzeugt bin, dass dieses "ich interessiere mich für gesunde Ernährung" zumindest teilweise auch der Versuch ist, die ES in gewisser Weise "auszuleben" (zumindest bei mir vermute ich es). Ich setze mich sehr viel damit auseinander, schaue Videos, lese Bücher und stöbere im www nach Infos von meiner Meinung nach guten US-Ärzten, gehe meinen virtuellen Sozialkontakten teils vermutlich ganz schön damit auf die Ketten, weil ich dann teils regelrecht besessen von dem Gedanken bin, dass sich Familie/Freunde und auch alle anderen Menschen unbedingt gesünder ernähren müssen. Es dreht sich daher wohl wahnsinnig viel in meinem Leben ums Essen und ich glaube, manchmal bin ich mir dessen auch gar nicht so bewusst wie jetzt gerade, also auch darüber, dass ich neben dem Essverhalten selbst scheinbar auch Wege suche, das Ganze immer wieder irgendwie zum Thema zu machen - daher noch mal danke für diesen Anstoß.
Ich denke schon, dass man einen Weg raus aus der Essstörung finden kann, also "einmal essgestört, immer essgestört", das denke ich nicht unbedingt, zumindest nicht, was das Essverhalten angeht - aber ich glaube, es lässt die wenigsten gänzlich los, aber kann mir schon vorstellen, dass man die Gedanken zumindest eindämmen lernen kann. Auch wenn ich glaube, dass das ein extrem harter Kampf ist. Ich habe mich damit abgefunden und auch das ist ein kampf, denn wenn man es akzeptiert, geht es einem ja dennoch nicht gut und man hält eben an den Gewohnheiten, Zwängen etc. fest. Und es ist in gewisser Weise eben immer eine Gratwanderung ....
(23.04.2019, 20:22)Felia schrieb: Oder habt ihr diese Vorstellung bereits aufgegeben und versucht nur noch "den Schaden" an der eigenen Gesundheit möglichst gering zu halten?
Ich würde sagen, das trifft es (für mich) auf den Punkt. Zwar habe ich manchmal durchaus den Drang, eine Grenze zu überschreiten, auszuprobieren und zu schauen, wie es sich anfühlt, ein ganz klein wenig Risiko einzugehen, um mir zu beweisen, dass ich die Kontrolle habe (was bescheuert ist, denn es entgleitet einem so schnell, und nur weil man es doch irgendwie mit Ach und Krach wieder halbwegs gerade gerückt bekommt, heißt das noch lange nicht, dass man die Kontrolle hat ...). Aber überwiegend ist es tatsächlich so, dass ich schlicht versuche, den Schaden möglichst gering zu halten.